Flohmarkt-Besuch, juchuuuuu....cirka zwei
bis dreimal im Jahr gelingt es mir, mit Schatzl einen Flohmarkt zu besuchen.
Schatzl zieht dabei eine pubertäre, bockig-genervte Schnute, als ob er seinen
Konfirmanden-Anzug nicht tragen möchte. Das wird aber - ob dieses Highlights-
absolut ignoriert. Man stelle Schatzl einfach irgendwo – möglichst bei den
Elektronik-Teilen- ab....und dann ab in die Schatztruhe von Oma.
Einen Fund hab ich dieses Jahr gemacht,
davon muss ich hier berichten. Ein Buch, muss so um 1930 rausgekommen
sein, ein Frauen-Roman, nee, nee, nich so wie heute, ganz anders müssen diese
Damen gewesen sein. Der Titel: „Warum weinst du, Mutter?“ Na, ganz
empfindsame Seele, die ich bin, musste ich dieses herzanrührende Teil doch
haben, für lächerliche 50 Cent kam dieses Meisterwerk in meinen Besitz. Hier
kurz der Inhalt, ich kann und darf das niemandem vorenthalten.
Also es geht los: Baron Protz zu
Protzenstein verliebt sich in die sonnige, schöne und reiche Gutsbesitzerin
Sabina von Stolzenfels. Er ist aber noch so ein rechter Lebemann und
Tausendsassa, man kann sich denken, dass er sich dann doch recht schnell vom
Acker macht. Gerade als er da so schön in Richtung ungebundenes Leben
verduftet, findet er eine verunfallte junge Dame, Ortrud von Breitenbeck, bevor
er sich besinnt, ist er ihr auch schon wieder in hemmungsloser Liebe verfallen.
Das muss eine Weile gut gehn, denn als Ortrud ein Kind erwartet, wird sie sogar
geheiratet (na ja, das Erbe...)
Damit wäre eigentlich Schluss, wenn
Ortrud nicht nach der Geburt gestorben wäre. Nun sitzt da ein einsamer Protz zu
Protzenstein, mitsamt Tochter-Kind, die Jahre vergehen, und laaaangsam nimmt die
Sehnsucht nach der schnöde verlassenen, in Gutsangelegenheiten bestens
ausgestatteten Stolzenfelserin überhand. (Wahrscheinlich war auch das Erbe
verbraucht).
Er sucht und findet sie, auch sie hat von
ihm ein Töchterlein (huch), nun gibt es allerlei Hickhack und Schnickschnack,
bis die Kinder beschließen, ihr Schicksal zu wenden (bzw. in dieses nervige
Frage-Alter kommen... man kennt das... Mami, warum scheint die Sonne, ist der
Himmel blau, hat Papi einen P..... etc.).
Schließlich ist es die rührende Frage
der kleinen Stolzenfelser Tochter: “Warum weinst du, Mutter?“, die der
sonnigen, schönen und reichen Gutsbesitzerin von Stolzenfels zeigt, was hier zu
tun ist. An dieser Stelle also -ganz zuletzt- scheint endlich Frauen-Power
reinzukommen. Aber hier ist der Roman auch schon zu Ende.
Ich hab ihn noch nicht gelesen, also so
hochwertig-sentimentale Stücke, da muss ich emotional fest im Sattel sitzen,
das ist nicht immer der Fall. Außerdem muss ich mich auf so ein „Sahnestückchen“
vorbereiten, das vernascht man nicht einfach so! Ein dritter Grund ist, dass ein
ungelesenes Buch die Phantasie immens anregt. Meine jedenfalls! Ich vermute ja
mal, bzw. wünsche mir, dass die Stolzenfelserin den ollen Halodri samt
Breitenbeckler Gewächs adoptiert, sich ´nen anständigen Mann aufs Gut holt,
der dem Halodri öfter mal eins mit dem Knüppel auf die Rübe gibt, wenn sich
dem sein Freiheits-Drang mal wieder hartnäckig rührt.
Oder, vielleicht heiraten ja auch die
Stolzi und der Protzi, da empfiehlt es sich auf jeden Fall für olle Sabina,
mindestens drei-vier große Brüder zu haben. Ich denke da an eine sizilianische
Fassung, samt Papa. Die Brüder scheint sie aber vorher schon nicht gehabt zu
haben. Klappt also auch nicht!
Vielleicht schickt sie Protzi einfach mal zum Therapeuten, der das dann mit ihm zusammen aufarbeitet. Sicher wohnt da in der Nähe des Gutes ein fähiger Dr. Dipl. Psych. Graf Rüdiger zur Couchenburg.
Ja, hier wäre es dann vielleicht
wirklich zu Ende.
Nachdem ich fröhlich Schatzl samt Einkäufe
wieder eingesammelt habe, kann ich in Ruhe nach Hause gehen, meine, alles
gesehen und kontrolliert zu haben und habe das unbezahlbare Gefühl, rein gar
nichts verpasst zu haben. Sehr gut.
Mit unseren Schätzen fuhren wir vom Malenter Flohmarkt wieder zum Tannenhof. Und Schluss!!!