Feinde meiner Küche

 

Wie fast jedermann weiß, der mich kennt, ich koche gern. Vielleicht nicht so toll, aber Braten, Frikadellen, Rouladen zaubern, leckere Sossen zubereiten, dazu ganz althergebracht Kartoffeln und Gemüse, das in allen Variationen, produziere und verzehre ich für mein Leben gern. Und damit bin ich bei meinem ersten Feind: ich bin mit einem Mann geschunden, dem die „Stulle mit Brot“ abends sein köstlichstes Begehr ist, dieses dann auch noch recht spartanisch, rustikal und puristisch, die Butter wird gekratzt, Käse oder Wurst werden akribisch auf die Brotmaße zurecht geschnitten. Fertig! Kein Schnickschnack wie Gürkchen oder Kirschtomaten kommt ihm dabei störend dazwischen. Salat ist immer eine Schande (äh, Sache) für sich, weil es wird lediglich das rohe Gemüse kleingeschnitten akzeptiert, dass ich da ja nur kein Salz, Pfeffer, Öl oder Essig ranmache ...selbst auf meinen praktischen Tipp hin, dass der Körper diese guten Sachen ohne Öl gar nicht richtig verbrauchen kann, stößt auf taube Ohren. Wir mögen es halt alles unbearbeitet, sozusagen ...sagt er...

Sprich - ich komme kaum zum kochen, und wenn ja, dann nimmt es exzessive Ausmaße an, die so aussehen, dass, wenn ich mal ein Spiegelei braten darf, es mindestens mit Olivenöl, Schnittlauch, Salz, Pfeffer und Majoran verwöhnt wird. Wenn Schatzl dann einen guten Tag hat, isst er sogar die liebevoll zurecht gemachten Tomatenscheiben mit Basilikum, plus den zwei Tröpfchen Balsamico und Öl, dass ich mit der Pinzette unter der Scheibe versteckt habe, und manchmal werden sogar die drei Salatgurken-Scheiben (hauchdünn geschnitten) mit dem (in Öl vorsichtig getränktem) Dillzweig nicht verschmäht. Der schönste Tag in meinem Kochleben ist der Sonntag, da kann er sich nicht wehren, das darf er mir nicht antun ...endlich Putenschenkel mit Rosmarin, Thymian, Salbei und Majoran, mit Steinpilzsosse und rohen Thüringer Klössen...ha...mein ist die Küche ...frische, gehackte Petersilie drüber ...genial...da dreh ich völlig durch...Gewürze und Kräuter werden in Hülle und Fülle verbraucht, Öle sättigen die Küchenluft, Fleisch brutzelt satt vor sich hin ...whow ...Füllhorn des Lebens...zu mir!

Schatzl schrumpft im Nebenzimmer auf Erbsengröße ...hat aber das Besteck erwartungsvoll in der Hand!!!

Es ist mir auch nicht möglich, meine Augen vor irgendwelchen Rezepten zu verschliessen, finde ich eins, dass mir vielversprechend vorkommt, wird es gnadenlos ausprobiert. Schatzl zuckt dann immer zusammen, wenn ich verkünde, ich hätte da ein ganz neues tolles Rezept von einem Gemüseauflauf o. ä. Die erste Frage ist immer: „Ist Fleisch drin?“, wenn ich das bejahe, kommt die nächste Frage: „Was für ein Tier?“ Klar, dass wir schon Oppossum, Kalb, Rind, Schwein, Hammel, Lamm, Pferd, Esel, Kaninchen, Känguruh, Schlange, Strauß und Geflügel aller Variation ausprobiert haben. Und ich liebe Kartoffelsuppe in allen Variationen ...nur letztens, da hab ich mich ertappt, dass ich Schatzl ein Bund Suppen-grün, mehrere Kartoffeln, ein Glas Wasser und eine Wurst auf den Teller gelegt habe. Als er mich fragte, was das sei, antwortete ich nur leicht süffisant: „Kartoffelsuppe, puristisch“, soll er sich doch seine olle Suppe „denken“! Klar, dass er sich wieder seine „Stulle mit Brot“ gemacht hat. Ich bin aber auch so was von... war wohl grad nicht so gut drauf! Passiert schon mal...

Mein zweitgrößter Feind in der Küche ist der Rauchmelder ...haben Sie schon mal Karamell hergestellt und das Ding bleibt ruhig? Nicht möglich, wo Zucker verbrannt wird, entsteht Rauch, es ist nicht anders möglich! Zwei offene Fenster und die Dunstabzugshaube auf volle Pulle, dass die Gläser in der Vitrine zittern, haben dem einfach nichts entgegenzusetzen. Und so schrillt und fiept es in schönster Tonart, wenn ich mal wieder Karamell-Pudding mache ...ich halte durch ...neuerdings kaufe ich mir die „Lärm-Stopps“ aus der Apotheke, geht ganz prima, stört nur etwas, aber man gewöhnt sich dran. Nach einer schlappen Dreiviertelstunde ist auch wieder Ruhe, die Feuerwehrmänner haben Pudding bekommen und ich bekomme irgendwann die Rechnung des Einsatzes.

Der dritte Störfaktor ist auch gleichzeitig der, der bewirkt, dass ich nie langsam in der Küche arbeite, ganz im Gegenteil, taucht einer von ihnen auf, werde ich immer schneller, die Rede ist von meinen Katzen. Selbstverständlich ist, dass ich erst Fleisch klein schneide, wenn meine Katzen satt sind, und irgendwo in dieser weitläufigen Wohnung rumhängen und ihr Verdauungsschläfchen halten. Ich versuche dann ganz leise zu schneiden....das reicht aber nicht immer, so dass ich grundsätzlich immer 200-300 gr. mehr kaufe, um beim Schnippeln selbst noch was im Topf zu haben. Gerade bei Nierchen, Leber und Geflügel ist das sehr wichtig! Wirklich, man kann nicht in Ruhe Nieren oder Leber schnetzeln, wenn sie drei „urplötzlich halbverhungerte“ Katzen um sich rum haben.  Das geht von dummer Anmache über den plumpen Schulter-Sprung bis zum zärtlich-demütigem, leise geseufzten, vorwurfsvollem Miau ...man kann es nicht aushalten... einiges landet unweigerlich im Katzennapf... und wenn dann endlich alles unter Zwiebeln im heissen Topf ist, kann man sich ganz entspannt als Sieger fühlen. Und es übt ja so in der Geschwindigkeit... aber auch hier gibt es einen kleinen Tipp so nebenbei. Sollte es einmal so sein, dass Sie das Gebettel total nervt, Sie nicht schnell genug schnippeln und alles sowieso schon ganz hektisch ist....Öl an Finger, Finger an Katzenfell (beliebige Stelle) abwischen, die sind sooo genervt dass ihre Frisur nicht stimmt, bis sie sich fertig geputzt haben, haben Sie alles Fleisch in der Pfanne!

Hab ich eigentlich erwähnt, dass ich keine Küchentür habe? Der geneigte Leser kann es sich vielleicht denken, na, und die Wohnungstiger sind auch zufrieden...